Verbrannte Klimaschutz-Utopien

Joachim Müller-Jung in FAZ online, 14.09.22 (Paywall)

„Es ist die Notausfahrt der Lobbyisten und der Unentschlossenen, der politisch Vernagelten und der Technikjünger – kurz: für alle, die den Klimaschutz lieber später als heute erledigen und die ganz auf die Genialität des späteren Homo Faber setzen. Das ist CCS. […] Seit Jahren wird darum in der Klimapolitik gerungen. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete das Verfahren bei einem Besuch in Norwegen unlängst als „faszinierend“, und er ist nur einer von vielen, die große Hoffnung in die Technik setzen. Die meisten Experten (und überwiegend auch Politiker) tun dies allerdings weniger, weil sie sich damit die unbekümmerte Weiternutzung der fossilen Brennstoffe versprechen – dieser Traum ist ausgeträumt –, sondern weil sie sich für den schlimmsten Fall einer globalen Erwärmung jenseits der im Pariser Klimaabkommen vereinbarten 1,5 oder 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau einen letzten Trumpf an die Hand wünschen. Und dieser kollektive Wunsch lautet: Wir entziehen der Atmosphäre die klimaschädlichen Gase mit CCS.“

LINK